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In diesem Dissertationsprojekt wird die Opposition zwischen dem pretérito perfecto compuesto (PPC) (he cantado ,,ich habe gesungen") und dem pretérito perfecto simple (PPS) (canté ,,ich sang") in verschiedenen hispanoamerikanischen Varietäten untersucht. Traditionelle Erklärungsansätze, die sich an der Beschreibung des PPC- und PPS-Gebrauchs im peninsularen Standardspanisch orientieren, gehen von temporalen und aspektuellen Distinktionsmerkmalen dieser Opposition aus (cf. Lope Blanch 1972; Berschin 1976; Donni de Mirande 1992; RAE und ASALE 2009). Jedoch divergiert der Gebrauch dieser Vergangenheitstempora in den hispanoamerikanischen Dialekten stark vom peninsularen Standardspanischen und auch unter den hispanoamerikanischen Varietäten wurden einige Divergenzen dokumentiert. Sprachdaten der verschiedenen Dialekte zeigen außerdem, dass das traditionelle Beschreibungsmodell für den PPC- und PPSGebrauch im amerikanische Spanisch Inkongruenzen aufweist, die nicht auf einer rein zeitlogischen und aspektuellen Ebene gelöst werden können. Obwohl in den meisten Studien zum Perfektgebrauch im Spanischen auf pragmatische Funktionen verwiesen wird (cf. Alarcos 1947; Howe 2013), ist bislang noch nicht tiefgehend herausgearbeitet worden, worin diese genau bestehen. Ziel dieses Dissertationsprojektes ist es, diesen pragmatischen Ansatz aufzugreifen und zu einem eigenständigen Modell weiterzuentwickeln, der aber ebenso den variationellen Gesichtspunkt dieser Opposition berücksichtig. Der Analyseschwerpunkt, nach Vorbild von Jacob (1994) und García Negroni (1999), liegt dabei auf dem sprachlichen und kommunikativen Kontext, mit besonderem Augenmerk auf die Sprecher-Hörer-Beziehung und die Kommunikationsabsicht. Für die Untersuchung werden beispielhaft vier hispanoamerikanische Varietäten ausgewählt, die eine markante und untereinander unterschiedliche PPC-PPS- Opposition aufweisen. Anhand einer qualitativen Korpusuntersuchung werden einerseits die pragmatischen und diskursiven Funktionen der Opposition (z.B. Diskursrelevanz und Sprechernähe oder -distanz) herausgestellt und andererseits wird gezeigt, welche Kontexte den Gebrauch des PPC oder des PPS bevorzugen oder sogar bestimmen.