Sprache und Kolonialismus

Verschriftung von Kontaktvarietäten: Orthografie-Diskurse und Schreibpraxis

Yia disin gants effish – Dieser Vortrag gibt einen Einblick in das Spannungsverhältnis zwischen dem Bemühen um Schreibnormierung und tatsächlicher Alltagsschreibung im Fall von schwach normierten Kontaktvarietäten. Im ersten Teil steht dabei die orthografische Frage der prinzipiellen Verschriftung von Kreolsprachen als kolonialen Kontaktvarietäten im Fokus, exemplarisch gezeigt am Fall des historischen Orthografiestreits rund um das Haitian Creole. Der tatsächliche Alltags-Schreibusus in Kreolkontexten, der von propagierten Orthografie-Vorschlägen erheblich abweichen kann, ist insgesamt noch wenig untersucht. Hierzu wird eine graphematische Fallstudie zur Verschriftung der nicht-normierten Kreolsprache Unserdeutsch vorgestellt. Im zweiten Teil des Vortrags rücken dann nicht-koloniale Kontaktvarietäten in Form von sogenannten Sprachinseldialekten in den Blick. Auch hier finden sich emotional geführte Orthografiedebatten – die allerdings, so scheint es, oft (ebenfalls) weitgehend losgelöst von der Frage tatsächlicher Schreibintuitionen in den betreffenden Schreibgemeinschaften verhandelt werden. Den teils schon rege geführten Fachdiskursen steht hier das auffällige Fehlen empirischer graphematischer Studien gegenüber. Im Vortrag werden dazu ausgewählte Ergebnisse zweier Fallstudien aus dem lateinamerikanischen Kontext vorgestellt: Zum Hunsrückischen in Brasilien und zum Wolgadeutschen in Argentinien.

Vortrag über Zoom: https://fau.zoom-x.de/j/68318816656?pwd=TkF1UnQ5TmNtb3pMcXh2TnUvZFlDQT09
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